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Arnold Huttmann:

Medizin im alten Siebenbürgen

Beiträge zur Geschichte der Medizin in Siebenbürgen

Herausgegeben von Robert Offner
unter Mitarbeit von Heinz Heltmann, Hansgeorg von Killyen und Georg Huttmann

Leben und Werk von Prof. Dr. Arnold Huttmann (1912-1997) - Biobibliographischer Beitrag von Georg Huttmann

574 Seiten, 15 x 21 cm, gebunden, 181 sw. Abb., Personen- und Ortsregister,
Editura hora Verlag Hermannstadt-Sibiu 2000, Preis: DM 48,90


Eine umfassende deutschsprachige Geschichte der Heilkunst in Siebenbürgen ist bislang noch nicht geschrieben worden. Der vorliegende Gedenkband Medizin im alten Siebenbürgen beabsichtigt mit einer Auswahl von 27 reich illustrierten Beiträgen aus dem medizinhistorischen Werk von Arnold Huttmann, des Kronstädter Kardiologen, Historikers und Heimatkundlers, die Grundzüge der Geschichte der Medizin dieser Kulturlandschaft in Ostmitteleuropa kurz darzustellen, und somit die Leistungen und Verdienste unserer heilberuflichen Vorgänger einer breiten deutsch-sprachigen Öffentlichkeit leichter zugänglich und bekannter zu machen.

Die Anfang 1997, anläßlich der 85. Geburtstagsfeier vorgestellte Idee eines Gedenkbandes mit einer Auswahl an medizinhistorischen Arbeiten, begrüßte der körperlich zwar sichtbar geschwächte, jedoch geistig noch vitale Arzt und Medizinhistoriker sehr, und wünschte zur bevorstehenden Arbeit gutes Gelingen. Leider konnte er sich weder an der redaktionellen Arbeit beteiligen, noch an der Freude am fertigen Gedenkband teilhaben, da er am 27. August 1997 verstarb.

Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitglieder der Sektion Naturwissenschaften des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e.V. Heidelberg Heinz Heltmann, Hansgeorg von Killyen, Robert Offner sowie dem älteren Sohn des Autors, Georg Huttmann beschloß die Herausgabe eines Gedenkbandes mit ausgewählten medizinhistorischen Publikationen siebenbürgischer Thematik. Dieser Band sollte in erster Linie der angemessenen Ehrung der Verdienste des langjährigen und geschätzten Sektionsmitgliedes Arnold Huttmann dienen. Er soll aber mit dem Werk Huttmanns auch der anscheinend fast zum Stillstand gekommenen Forschungstätigkeit auf diesem Gebiet neue Impulse geben. Wichtige Unterstützung leistete Georg Huttmann, mit der Verfassung des bio-bibliographischen Beitrages Leben und Werk von Arnold Huttmann (1912-1997), zweiter Teil des Bandes, sowie durch die Übernahme der gesamten Finanzierung des Projektes.

Medizin am alten Siebenbürgen

Nach dem Besuch des Kronstädter deutschen Honterus-Gymnasiums studierte Huttmann ab 1929 an der Deutschen Karls-Universität in Prag Humanmedizin, wo er 1935 zum Doktor der Medizin promovierte. Ein Jahr später spezialisierte er sich in Wien in der Kardiologie und kehrte heim. Das im Südosten des Karpatenbogens gelegene multiethnische, heute etwa eine Halbe Million Einwohner zählende Kronstadt in Rumänien (Brasov bzw. Brassó), war nicht nur seine Vaterstadt, sondern auch sein Wirkungsort 35 Jahre lang als angesehener Internist und Kardiologe. Auf diesen Gebieten entfaltete er zusammen mit seinen Mitarbeitern eine rege wissenschaftliche Forschungstätigkeit, die ihren Niederschlag in den mehr als achtzig medizinischen Veröffentlichungen fanden.

Seine medizingeschichtliche und heimatkundliche Forschungstätigkeit begann er in den 50-er Jahren. Auch wenn er sich anfänglich überwiegend nur der Vergangenheit von Kronstadt widmete, wandte er sich unter dem Einfluß seines Mentors Valeriu L. Bologa - Professor für Medizin-ge-schichte in Klausenburg - und seiner Forscherkollegen Gernot Nussbächer, Paul Binder und József Spielmann zunehmend auch "gesamtsiebenbürgischen", rumänischen und europäischen kultur-historischen Themen zu.

Des Kommunismus überdrüssig, siedelte er mit seiner Familie 1973 in die Bundesrepublik Deutschland aus. Hier erkundete er bald auch medizinhistorische Themen seiner Wahlheimat, der Region Aachen. Bedeutend sind seine Beiträge zur Geschichte der Balneologie in Aachen, über die Krankenhäuser der Euregio Maas-Rhein, Inhaltsanalysen römischer Säuglingstrinkgefässen, sowie die Entdeckung des Blutkreislaufes. Sein Interesse für die Kulturgeschichte seiner alten Heimat verlor jedoch nie die zentrale Rolle. Die Medizingeschichte Siebenbürgens blieb auch weiterhin im Mittelpunkt seiner Forschungstätigkeit. Obwohl Arnold Huttmann keine historische Ausbildung hatte, wurden die medizinhistorischen und landeskundlichen Leistungen des autodidakten Histori-kers sowohl im In- als auch im Ausland anerkannt und geschätzt.

Wir hoffen, daß das vorliegende Gedenkbuch ein gebührendes Gesamtbild über den geschätzten Menschen und Arzt, sowie den verdienstvollen Kulturhistoriker zu vermitteln vermag, der berechtigterweise in einem Atemzug mit den bedeutendsten siebenbürgischen Medizin-historikern, wie Heinrich Herbert, Eduard Gusbeth, Friedrich Müller, Gyula Orient, Jenö Pataki, Valeriu L. Bologa, József Spielmann und Sámuel Izsák genannt wird. Unter den deutschsprachigen Medizinhistorikern Siebenbürgens hatte Arnold Huttmann nicht nur das umfassendste Werk aufzuweisen, sondern erlangte er als einziger auf diesem Gebiet die höchste Würde als Honorarprofessor am Institut für Geschichte der Medizin und des Krankenhauswesens an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule zu Aachen, von 1981 bis 1991. Er starb in Palling / Ober-bayern am 27. August 1997.

Eine umfassende deutschsprachige Geschichte der Heilkunst und des Gesundheitswesens in Siebenbürgen ist bislang noch nicht geschrieben worden. Der vorliegende Gedenkband Medizin im alten Siebenbürgen beabsichtigt durch die Neuauflage von 27 reich illustrierter medizin-historischer Arbeiten des Kronstädter Kardiologen, Historikers und Heimatkundlers Prof. Dr. med. Arnold Huttmann die Grundzüge der Medizingeschichte seiner Heimat darzustellen und somit die Leistungen und Verdienste der heilberuflichen Vorgänger einer breiten deutschsprachigen Öffentlichkeit leichter zugänglich und bekannter zu machen.

Folgende Schwerpunkte der Medizingeschichte Siebenbürgens (Transylvania, Erdély, Ardeal), dieser multiethnischen Kulturlandschaft Ostmitteleuropas, werden behandelt: Die Entwick-lung der Heilberufe in Siebenbürgen vom Altertum bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts (Ärzte, Barbierchirurgen, Zahnärzte und Hebammen), Vorbeugungs- und Bekämpfungsmaßnahmen von Seuchen, Entstehung von Krankenhäusern und Apotheken, Ärzte am siebenbürgischen Fürstenhof, Beziehungen Siebenbürgens auf medizinischem Gebiet zu anderen Regionen Europas (Italien, Schweiz, Belgien, Holland, Luxemburg, Polen, Deutschland, Österreich und rumänischen Fürsten-tümer). Zahlreiche verdienstvolle Vertreter der Heilkunst in Siebenbürgen (Deutsche, Ungarn, Rumänen und Ausländer) werden ausführlich dargestellt, wie z. B.: Paulus Kyr, Thomas Jordanus, Michael Ascanius, Bartholomäus Bausner, Adam Chenot, Friedrich Krasser, Paul Traugott Meissner, Eduard Gusbeth, Valeriu Lucian Bologa, Ioan Piuariu Molnár, Enyedi Sámuel, Pápai Páriz Ferenc, Mátyus István, Köleséri Sámuel, Nyulas Ferenc, Ferentzi József, u.v.a.

Auch wenn dieses Buch eine umfassende Geschichte der Medizin in Siebenbürgen nicht ersetzen kann, glauben wir, dass durch die chronologische Anordnung der Thematik der Veröffentlichungen eine Chronik der Entwicklung der Heilkunde im "alten Siebenbürgen" – vom Altertum bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts – dargestellt werden konnte. Durch die Vielfalt der behandelten Themen und die Angabe der relevantesten Literaturquellen eröffnet sich für den interessierten Leser die Möglichkeit nicht nur in dieses Gebiet tiefen Einblick zu gewinnen, sondern gegebenenfalls die um die Huttmann´sche Forschungen fortzusetzen.


Dr. Robert Offner


Bezugsquelle:
BUCHVERSAND SÜDOST
Seebergsteige 4
74235 Erlenbach
Tel. 07132-9511613
Email: buchversand_rill@t-online.de



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Dokument: ../buecher/mias.htm, 04.01.01, Autor: Dirk Beckesch, letzte Änderung am 22.05.03