Strafkommando Transsylvanien


Ausschnitt aus dem Drehbuch


40. Bild:

Ein dunkler Hausflur in einem Neubaublock, der Putz fällt von den Wänden.

Unsicher tasten sich die Berliner die Stufen hoch.


41. Bild:

Wohnung des Freundes

Die Wohnungstür des Freundes wird geöffnet. Im Gegensatz zum desolaten Zustand, in dem sich der Block befindet, wurde hier viel investiert.

Die Flurdecke ist getäfelt und wertvolle Möbel stehen an den Wänden. Der Prunk ist so maßlos hineingedrängt worden, daß es im Flur während der Begrüßung zu einem richtigen Gedränge kommt.

Im Wohnzimmer steht ein riesiger Fernseher, daneben ein Videorecorder und weitere HiFi-Technik. Wertvolle Teppiche stapeln sich auf den Böden. In der Küche sieht man die Großmutter eine große Sahnetorte verzieren.

Die Rumänen umarmen sich, und in Windeseile werden die Neuigkeiten ausgetauscht. Dabei schaut der Freund immer wieder grinsend zu den Deutschen hinüber.

Die Großmutter bringt ein silbernes Tablett mit kristallinen Sektkelchen, und der Freund öffnet geübt eine teure Champagnerflasche.

DER FREUND: Na dann, zum Wohl und Gesundheit!

SCHWARTEN: Ich glaubs ja nicht, du spricht deutsch! Hast du im Lotto gewonnen?

DER FREUND: Beinahe. Ich habe gearbeitet in Deutschland.

JÄGGER: Ich arbeite bald 10 Jahre in Deutschland. Aber so siehts in meinem "Blockhaus" nicht aus.

DER FREUND: Ich arbeiten hier weiter mit Geld von Deutschland, so kommt schneller. JÄGGER Was kommt so schneller?

DER FREUND: Na andere Geld.

JÄGGER: Also welches Geld kommt jetzt wann?

DER FREUND: Ganz einfach. Erst kommt die Marken (gemeint ist Deutsche Mark), ohne die kommt nichts. Und danach kommt die Lei (rumän. Währung).

SCHWARTEN: Und mit Lei was kommt?

DER FREUND: Na wieder die Marken.

JÄGER: Ist mir zu hoch. Mir reichts, wenn nur kommt die Marken.

DER FREUND: Du kommst ja von wo kommt die Marken, so sein am Einfachsten.

SCHWARTEN: Klingt irgendwie logisch, aber wo ich herkomme, kann ich nicht machen viele Marken. Ich krieg da nämlich auch keine so einfach.

DER FREUND: Kommt mit in Bingo, und ihr seht wie kommt hier, und wo kommt.

Die Großmutter erscheint mit der Sahnetorte und ein freudiges Raunen geht durch die Deutschen.

BIENE: Hat heute einer Geburtstag?

DER FREUND: Ja, mein Hund wird heute zwei Jahre.

JÄGGER: (verdutzt wie die anderen) Was, und der frißt jetzt die leckere Sahnetorte?

TINA: Was hast du denn für einen Hund?

DER FREUND: Schönes Tier. Ist Deutscher Schäferhund.

Aus dem Nebenraum dringt scharfes Bellen ins Wohnzimmer. Ängstlich reagieren die Deutschen auf das Gebell.

TINA: (vorsichtig fragend) Läßt du ihn jetzt raus?

DER FREUND: Wenn du willst, ich kann lassen, aber er sein gefährlich.

SCHWARTEN: Von wo hast du den Hund?

DER FREUND: Habe ich abgekauft eine deutsche Grenzpolizist. Hat gerade fertig gehabt Schule. Ist gut dressiert.

SCHWARTEN: Und weißt du auch worauf?

DER FREUND: Ja, hat er stolz mir gesagt. Ist dressiert auf Grenzgänger, solche Leute wie Bogdan und Loredana.

DER LANGE: Wie?

JÄGGER: Du verstehst mal wieder nichts. Die Ausländer kaufen den Grenzern jetzt die Hunde ab, damit sie leichter rüber kommen.


42. Bild:

Die Großmutter hat in der Zwischenzeit den Tisch gedeckt.

Die Deutschen setzen sich und fallen hungrig über die Sahnetorte her.

Ralle vergißt dabei jedliche Eßkultur. Er wird von der Großmutter angesprochen.

RALLE: Was hat die Omi gesagt?

DUMITRU: Sie möchte wissen, was ihr trinken wollt.

RALLE :Wenn sie so direkt fragt, dann kann sie ein paar Bier bringen! Die Großmutter schlürft in die Küche.

DER FREUND: Dumitru sagt, ihr seid aus Berlin. Ich haben zufällig schöne Überraschung für euch.

Wie zur Bestätigung zieht die Großmutter einen Kasten Bier ins Wohnzimmer. Ralle kann sich nicht mehr gedulden, und greift sich die erste Flasche heraus.

RALLE: (schreiend vor Freude) Nein ich kanns nicht glauben! Berliner Pilsner!

Er öffnet die Flasche mit den Zähnen, und trinkt sie mit einem Zug aus. Darauf folgt ein kräftiger Rülpser. Die Anderen machen es ihm nach, und die Rumänen tauschen erstaunte Blicke.


43. Bild:

Immer wieder bringt die Großmutter neue, kunstvoll arrangierte Speisen ins Wohnzimmer. Und jedesmal wird sie von den begeisterten Deutschen mit Bravorufen empfangen.

Auch sprechen sie erste rumänische Wörter.

Als die Großmutter mit einer riesigen Pastete erscheint, ruft Jägger ´minunat´ (herrlich).

Natürlich wird kräftig aus der Pflaumenschnapsflasche getrunken. Vor dem Trinken prosten sich die Männer gegenseitig mit einem ´La multi ani!´ (Zum Wohl!) zu. Schwarten ist angetrunken.

Unaufgefordert hebt er sein Glas und steht auf.

SCHWARTEN: Ich denke die Zeit ist gekommen ... hier und heute ... ein Wort des Dankes ... an Loreda..., äh ... unsere rumänischen Freunde und den Hund zu rich ...

Schwarten muß seine kleine Rede unterbrechen. Aus dem Nebenzimmer kommt bellend der Hund. Die Deutschen springen schreiend auf die Sessel. Nur Schwarten ist zu betrunken, um auf das Rundherum reagieren zu können.

SCHWARTEN: ... ten. Dieser gelungene Nachmit ... tag ... läßt mich berechtigt ... hoffen, ... das der Abend ...

Hier bricht seine Rede endgültig ab. Er macht noch solche rudernden Armbewegungen, wie sie Ceausescus letzte Rede vor seinem Sturz begleiteten.

Der Hund packt Schwarten am Hosenbein und reißt ihn zu Boden.

Siegessicher legt er seine Vorderpfoten auf Schwartens dicken Bauch.



Kurzexpose

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Dokument: ../medien/drehbuch/bild40-43.htm, 12.10.99, Autor: Dirk Beckesch, letzte Änderung am 22.05.03