Kleine Chronik von Gemeinde und Kirchenburg Großau


1223 Erstmalige Erwähnung von Großau ("Insula Christana" = christliche Aue) in einer Urkunde. Besiedelung des Ortes aber wahrscheinlich seit erster Ansiedelungswelle unter König Geisa II. zwischen 1141-1161.
Ortsgründer könnte auch ein Ansiedlerführer namens Christian gewesen sein ("Insula Christiani"); dessen Söhne Salomo und Herbord sind urkundlich erwähnt.
13. Jh. Bau einer dreischiffigen romanischen Basilika, dem Heiligen Servatius gewidmet. Von dieser Kirche sind erhalten geblieben: a) der untere Teil des Glokkenturms - b) Reste der beiden Seitenschiffe neben dem Turm - c) ein Pfeileraufsatz im Kircheninnern.
1493 Großau wird von Türken verbrannt.
1472 - 1498 Umbau der romanischen Basilika in eine spätgotische, dreischiffige Hallenkirche; Baumeister ist der Hermannstädter Andreas Lapicida. Das Hauptschiff ist 18,3m lang und 17,5m breit, der Hauptchor 15,5m lang und 8,4m breit, die Firsthöhen betragen 28,4m bzw. 26,3 m.
Um 1500 Zum Schutz der Kirche werden doppelte Mauern in Form eines unregelmäßigen Fünfecks errichtet, an dessen Ecken jeweils ein viereckiger Verteidigungsturm steht.
1529 Muntenische Heerhaufen des Bojaren Dragan, der im September Hermannstadt belagert, verbrennen Großau.
Um 1550 Nördlich vor der Kirchenburg werden zwei Vorhöfe angebaut - im ersten wird das Pfarrhaus erstellt, das im Norden eine der wenigen erhaltenen "Pestkanzeln" besitzt.
1553 Verwüstung der Gemeinde durch Cholera und Pest (vier weitere Epidemien zwischen 1706 und 1755).
Um 1570 Der nördliche Seitenchor der Kirche wird abgetrennt und zur Sakristei umgebaut; über dieser entsteht die "Engelempore".
Um 1580 Im Süden der Burganlage entsteht der große achteckige Turm auf älteren Grundmauern. Vermutlich hatte dieser Turm auch zeitweilig als Kapelle gedient.
1599 Einnahme der Kirchenburg durch den walachischen Fürsten Michael (den Tapferen); grausame Ermordung des Pfarrers Heintzius in der Sakristei.
1658 Erstürmung der Burg durch vorbeiziehende Tataren, die Hermannstadt belagert hatten; das Dorf wird erneut verbrannt.
1690 Ein Landtag wird in der Kirchenburg abgehalten, auf dem der Ungar Emerich Tököly zum siebenbürgischen Fürsten ausgerufen wird.
1719 Die Kirche erhält einen neuen Altar, ein Zeichen heimischer Barockkunst.
1721-36 Nach Epidemien und Kriegsfolgen leben in Großau nur noch auf 63 Höfen Menschen ( 1508 waren es 176 Höfe), 32 Höfe stehen leer.
Ein Teil der Ringmauer wird neu aufgebaut, woran ein in der südlichen Mauer eingelassener Schlußstein (Christuskopf) aus der Kirche erinnert.
Mit Hilfe aus Hermannstadt (Inspektor Clockner) kann auch die wüste Kirche hergerichtet werden.
1735-38 In Großau werden ca. 160 Emigranten, die im Zuge der Gegenreformation aus Österreich auswandern müssen, angesiedelt.
Andere kommen nach Neppendorf, Heltau und Großpold. Diese stammten aus dem Salzkammergut, v.a. aus den Orten Hallstatt, Ischl, Gosau, Lauben und Goisern.
1752 -1756 Weitere Emigranten aus dem oberösterreichischen "Landl" (Landler) kommen in den Ort.
Um 1750 Der im Westen der Burg befindliche Tor- und Zufahrtsturm fällt den Zibinsfluten zum Opfer.
Im Süden wird eine neue Einfahrt hergestellt und eine Burghüterwohnung daneben gebaut.
Weite Teile der zweiten Ringmauer werden abgetragen.
1775 Die Kirche erhält die von Johannes Hahn erbaute Orgel.
1794 Im Chor werden Emporen eingezogen, ihre Holzwände mit Volkskunstmotiven bemalt.
Um 1800 Das Pfarrhaus erhält den nach der Kirche zu gelegenen heutigen Hauptbau, der an den mittelalterlichen Flügel angebaut wird.
1805 Der erdbebengeschädigte Kirchturm wird erhöht und mit den vier Ecktürmchen versehen.
1891 Großau wird durch einen großen Brand heimgesucht.
Januar 1945 Deportation deutscher Bevölkerungsteile nach Rußland - am 13.1.45 werden aus Großau 348 Gemeindeglieder ausgehoben, von denen 51 in Rußland oder unterwegs versterben. Einzelne kehren erst 1952 wieder zurück.
März/ Juni 1945 Durch die Agrarreform erfolgt Landenteignung und Vertreibung von Hof und Grund.
Die deutschsprachige Bevölkerung verliert die Staatsbürgerschaft und das Wahlrecht (ex-lex-Stellung) - 98% des Agrarvermögens wird in rumänischen Besitz überführt.
1972 bis 1975 Umfangreiche Reparaturen und Beseitigung von Erdbebenschäden an der Kirchenburg.
ab 1974 Unter Ceausescu Beginn der Auswanderung deutscher Bevölkerung aus Siebenbürgen.
Von den ehemals 2.640 Siebenbürger Sachsen (1974) in Großau sind 1.871 bis 1989, bis 1996 dann nur noch ca. 70 verblieben - nach der sogenannten Revolution verlassen 1990 allein 1.217 den Ort Richtung Deutschland oder Österreich.


Dr. Egbert Schlarb



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Dokument: ../orte/grossau/grossau.htm, Autor: Dirk Beckesch, letzte Änderung am 12.07.98 Dirk Beckesch