Hahnbach

von Johann Fritzmann

(erschienen in der Siebenbürgischen Zeitung, 15. März 1996)

Hahnbach, rumänisch Hamba, liegt im Süden Siebenbürgens auf ehemaligem Königsboden, im Alten Land. Die Ortschaft war von Anfang eine freie Gemeinde und gehörte zum Hermannstädter Kapitel; sie ist 9,8 Kilometer nördlich von Hermannstadt sowie 2,8 Kilomter nordöstlich von Großscheuern gelegen. Durch die Nähe zu Hermannstadt war Hahnbach wirtschaftlich und politisch dem Schicksal dieser Haupt- und Sachsenstadt eng verbunden.

Die Hahnbacher Gemarkung liegt auf der siebenbürgischen Wasserscheide zwischen den Flüssen Mieresch und Alt am Südrand des Branischtwaldes, an der Grenze zwischen dem Wein- und Haferland. Diese Grenze ist der Höhenzug zwischen den Flüssen Harbach und Kaltbach in nordöstlicher Richtung. Von den 5340 Joch (ca. 3073 Hektar) waren etwa 1200 Hektar Wald, 1000 Hektar Ackerland, 500 Hektar Weiden, der Rest Wiesen, Wein- und Obstgärten. Hahnbach gehört zu den ersten Ansiedlungen im Alten Land und hatte eine römische Basilika, die unter dem Schutz des heiligen Servatius stand.

1337 wird Hahnbach zusammen mit Großscheuern erstmals urkundlich erwähnt: In einer päpstlichen Steuerliste zahlt "Christianus de Hanbach" 37 Silberbanale rückwirkend für das Jahr 1335. Aus dieser Zeit stammt auch ein Kelch, aus dem die Hahnbacher bis 1847 von dem jeweiligen Pfarrer den Versöhnungstrank bekamen. Am 19. Mai 1376 wird "Thomas Tomae von Hanabach" zum Pfarrer von Großau gewählt.

1395 - erster Türkeneinfall. 1423 - erstmalige Erwähnung eines "skolasticus" unter dem Pfarrer "Dominus Symon plebanus de Hanebach". Ab 1433 beginnen die Hatterstreitigkeiten mit der Nachbargemeinde Großscheuern, deren Ende erst 1833, zugunsten Hahnbachs, vom Hermannstädter Magistrat ausgesprochen wird.

1468 hat Hahnbach 42 Hofstellen (etwa 200 Einwohner); 1488 ist Hahnbach infolge der Pest auf 34 Hofstellen geschrumpft. Es besitzt eine Schule und hat einen "scolastikus" und 31 Schüller.

1493 erfolgt der größte Türkeneinfall. Die Basilika wird zerstört und das Dorf so gebrandschatzt, daß die Hahnbacher erst 14 Jahre später mit dem Wiederaufbau beginnen. Mit Unterstützung der "Kassa" der Sieben Stühle, bauen sie eine Kirchenburg, die aber im 18. Jahrhundert gänzlich abgerissen wird. Nur der Turm ist noch in seiner Urform erhalten geblieben. Nach dem Krieg zwischen Ferdinand und Zapolya 1529 schrumpft Hahnbach auf nur 17 intakte Höfe.

Unter Pfarrer Stephan Patay erfolgt die Reformation. 1570 wird eine Kelter erwähnt. 1698 hat Hahnbach 40 Hofstellen, 14 Jahre später nur noch 31. In den Kurutzenkriegen kommen aus dem belagerten Stolzenburg die ungarischen Horden und zerstören Hahnbach.

Am 9. Mai 1730 brennen neun Häuser, zehn Stallungen, sieben Schuppen, acht Scheunen und viele Zäune nieder, als Brandstifter werden Katharina Speck und Johann Schüler beschuldigt und in Hermannstadt hingerichtet. 1738 rafft die Pest 68 Prozent dahin. 1739 gibt es nur noch 17 intakte Höfe.

Aus den Resten der Ringmauer werden 1733 am Pfarrhaus zwei Zimmer ins Hochparterre angebaut. Unter Pfarrer Conrad-Enyeter werden 1740 eine neue Schule und 1749 eine neue Kirche gebaut. 1774 und 1777 kauft die Gemeinde noch zwei Glocken. Somit hatte Hahnbach vier Glocken, von denen 1916 drei abgeliefert werden mußten.

Bis 1765 wuchs die sächsische Bevölkerung auf 441 Personen an.
1800 - 347
1861- 454
1900 - 483
1931 - 645
1943 - 781 Sachsen und 568 Rumänen
1966 - 657
1989 - 221 und
1993 nur noch sechs weibliche und vier männliche Sachsen.

1810 kauft die Kirche einen Hof und baut das Predigerhaus. 1830 bauen die Hahnbacher eine neue große romanische Saalkirche, 1837 werden ein neuer Altar und eine neue Orgel eingeweiht, gebaut von den Brüdern Maetz aus Birthälm. 1863 entsteht eine neue Schule mit einem Musikzimmer. 1879 wird die Feuerwehr gegründet und es existiert eine Blaskapelle.

1900 findet die Kommassation statt. Der Fabrikant Fronius aus Hermannstadt baut ein Wirtshaus mit Ratsstube und Kegelbahn. 1911 baut die Gemeinde ein neues Rathaus und eine Wasserleitung mit neun öffentlichen Brunnen. 1912 wird die alte Schule für 40000 Gulden umgebaut. Es werden drei Klassenzimmer im Stockwerk dazugebaut und im Parterre ein Gemeindesaal eingerichtet.

Während des ersten Weltkriegs müssen die Hahnbacher zweimal fliehen. 91 Soldaten ziehen in den Krieg und 15 fallen.

1916 wird die Gemeinde an das Hermannstädter Elektrizitätswerk angeschlossen. Den Anschluß an Rumänien bezahlt Hahnbach mit 230 Joch Kirchengrund, der einteignet wird für die Agrarreform. Die "goldenen 20er Jahre" sind für die Gemeinde eine Blütezeit. Am Eingang zum Dorf wird eine elektrisch angetriebene Mühle gebaut. 1924 und 1925 werden zwei neue Glocken gekauft, die Brücken zementiert, und 1929 baut der Frauenverein eine Gemeindeküche neben dem Gemeindesaal. Die Kirche kauft das Fronius-Wirtshaus und baut es zum Kindergarten und einer Lehrerwohnung um.

In den Zweiten Weltkrieg ziehen 126 Hahnbacher, wovon 44 fallen. Im September 1944 rücken die Russen in Hahnbach ein und wüten fürchterlich. Im Januar 1945 werden 22 Frauen, 52 Mädchen, 25 Männer und 16 Burschen in die Sowjetunion verschleppt, 12 kommen dabei ums Leben. In Deutschland und Österreich verbleiben nach der Gefangenschaft 73 Hahnbacher.

1945-1946: vollständige Einteignung der sächsischen Bevölkerung. Die Höfe werden mit rumänischen Kolonisten belegt. Nach der Kollektivierung 1950, erhalten 1955 die Sachsen ihre Höfe wieder zurück.

1970 wurde mit Spenden der Hahnbacher aus Deutschland die Kirche elektrifiziert, und die Orgel erhält einen Elektromotor. 1951 zogen die ersten drei Familien zu ihren Vätern in die Westzonen, in die Sowjetzone zogen 5 Kinder zu ihren Eltern. Im Rahmen der Familienzusammenführung begann ab 1961 der Umsiedlungsprozeß und endete mit dem Exodus von 1990. 1991 verließ Pfarrer Barth Hahnbach. Somit fand nach über 850 Jahren die evangelische Kirchengemeinde Hahnbach ihr Ende.

Die HOG Hahnbach
Die Hahnbacher siedelten zum größten Teil in den Großraum Stuttgart, mit Schwerpunkt Schorndorf. Aber auch in München, Nürnberg, Frankfurt und in Norddeutschland hat das Schicksal einige verschlagen.

1981 fand das erste Hahnbacher Treffen, ab 1983 findet jedes zweite Jahr im Spätfrühjahr ein Treffen in der Schornbacher Brühlhalle statt. Bis 1994 fand auch jährlich das Kronenfest mit Kronensteigen und der Trachtentanzgruppe vor dieser Halle statt. Ab 1994 wird das Kronenfest nur jedes zweite Jahr in Abwechslung mit dem Ortstreffen organisiert. Beide Treffen werden von über 400 Hahnbachern und Gästen besucht. Diesen Treffen ging 1965 in Stuttgart-Bergheim ein landsmannschaftliches Treffen in kleinem Rahmen voraus. Zur Tradition hat sich auch die jährliche Weihnachtsfeier in der Schlachthofgaststätte zu Schorndorf etabliert. Mit einem "Lichter" aus der alten Heimat, einem Frauenchor und Gedichte-Aufsagen der Kinder erfreut diese Feier immer wieder über 200 Hahnbacher und Gäste.

Die HOG Hahnbach ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Schorndorf und hat einen Vorstand, dem elf gewählte Mitglieder angehören, darunter Michael Kaun (erster Vorsitzender) und Horst Gunesch (Kassenwart und Organisator).

In der alten Heimat hat der Verein einen Friedhofswärter engagiert.

An der Erstellung des Heimatbuches und der Ahnentafeln der Urfamilien Speck/Spack, Gunesch, Reuer und Kaun arbeite ich seit einigen Jahren. Damit das Buch und die Tafeln vielseitig und jedem gerecht werden, sind alte Bilder, Fotos, Urkunden, Lebensberichte, Ahnenpässe, Manuskripte usw. seitens aller Hahnbacher und Nichthahnbacher willkommen. Kontaktadresse: Johann Fritzmann, Brettacher Straße 7, D-70437 Stuttgart.



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Dokument: ../orte/hahnbach/index.html, Autor: Monika Ferrier, letzte Änderung am 18.07.98 Dirk Beckesch