Obwohl im Vorwort zum "Siebenbürgisch-Sächsischen
Wörterbuch" (erste Lieferung, Straßburg 1907, S. XLIV ff.)
festgelegt, war und ist die Rechtschreibung der mundartlichen Schriften auch
seither vom persönlichen Ermessen der Verfasser aber auch von den gerade
vorhandenen Schrifttypen in den jeweiligen Druckereien abhängig. Dazu
kommen noch die vielen regionalen und lokalen Abweichungen, die die Festlegung
der Rechtschreibung unmöglich machen.
Hier im SibiWeb bemühen wir uns, die Wiedergeabe
mundartlicher Texte nach folgenden, allgemein anerkannten Grundsätzen
darzustellen (leider aber auch von den Möglichkeiten des erweiterten
ASCII-Zeichensatzes eingeschränkt):
Die Rechtschreibung
Um ein fließendes Lesen zu gewährleisten, ist das
Schriftbild dem Hochdeutschen so weit wie möglich angenähert
daher auch die beschränkte Verwendung besonderer Schriftzeichen.
Trotzdem wird versucht, die lautlichen Eigenheiten deutlich zu machen, so
daß beim lauten Lesen eine treue Wiedergabe gewährleistet wird.
- Die langen Vokale werden wie in der
Schriftsprache durch h" oder durch Verdoppelung markiert; fehlt
diese im Hochdeutschen, wird sie auch in der Mundart nicht angewendet (z. B.:
schwer", wor").
- Dehnungs h wird nach Diphthongen nur dort
eingesetzt, wo es auch im Deutschen vorkommt, nach ië" und
uë" aber nicht, da ihr zweiter Bestandteil kurz ist.
- Die kurzen Vokale werden durch Verdoppelung des
nachfolgenden Konsonanten kenntlich
gemacht auch dort, wo die
Schreibweise vom Schriftdeutsch abweichend ist.
- i" wird in jedem Fall kurz (i") oder lang
(i" hier nicht darstellbar) geschrieben.
- ei" und eu" vor f"(w"), r"
und s" (sch") wird als Diphthong eë" geschrieben,
obwohl viele Verfasser ihn als einfaches e" schreiben.
- ss" und ß" werden wie gehabt
verwendet, wobei ië" und uë" als kurz gelten
(iëssen", Ruëssen), eë" aber und und iu" als
lang (beëßen", stiußen")
- die unserer Mundart typische Verwandlung des
Verschlußlautes g"in einen Reibelaut wird je nach der
Stellung wechselnd durch j" bzw. ch" wiedergegeben
- die Verwandlung des Verschlußlautes b" in
einen Reibelaut wird durch w" oder f" wiedergegeben
- Im Rahmen der Auslautgesetze wird der Wegfall des
auslautenden n" (nj") vor konsonantischem Anlaut streng
beachtet (außer vor n", d", t", z",
h").
Beispiel: e Mån", e klin wäld
Vijeltchen".
- Fremdwörter werden, selbst bei abweichender
Aussprache nach Hochdeutschem Vorbild geschrieben.
Die Aussprache
Vokale:
- vom Hochdeutschen abweichende bzw. nicht vorkommende
Laute:
å" : klingt o ähnlich (vgl.
all" im Englischen) und ist immer lang ä" : ist lang ( wie
in Märchen") oder aber kurz (vgl. back" im Englischen) und
immer offen eë": das erste e" ist lang und geschlossen,
ë" hingegen ist ein kurzer, wie i" klingender Nachschlag
ië" und uë": ë" klingt wie gemurmelt iu"
: ist immer lang selbst dort, wo ein Dehnungs-"h" fehlt
Konsonanten
Wie allen mittel- und oberdeutschen Mundarten, fehlt auch dem
Siebenbürgisch-Sächsischen der feste Einsatz anlautender Vokale.
Daher werden im Redefluß die auslautenden Konsonanten an den anlautenden
Vokal des folgenden Wortes gebunden. In solchen Fällen werden nicht
nur die weichen Konsonanten b", d" und g" nicht hart
gesprochen, sondern auch die harten p", t" und k"
erweicht".
- Das anlautende s" ist weich, in Lehn- und
Fremdwörtern aber scharf. (z.B. das Lehnwort Sacks", das erst im 16.
Jh. im siebenbürgisch-sächsischen Sprachgebrauch auftaucht!)
- j" vor d" und t" und nach n" deutet
lediglich an, daß die betreffenden Konsonanten am harten Gaumen gebildet
werden.
- g" zwischen zwei Vokalen, von denen der erste dunkel
ist, wird als stimmhafter Reibelaut am weichen Gaumen ausgesprochen (z. B.
frogen")
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