Regelmäßige Publikationen von Studium Transylvanicum


Die »Siebenbürgischen Semesterblätter«

Parallel zur Etablierung einer kontinuierlichen Veranstaltungsreihe für Nachwuchsseminare, der Siebenbürgischen Ferienakademie, die jährlich stattfinden und Nachwuchswissenschaftler ebenso wie interessierte junge Menschen und Neugierige vereinen soll, entstand das Vorhaben, die Vorträge während dieser Veranstaltungen in einem eigenen Periodikum zu protokollieren und zu veröffentlichen. Mit der Gründung einer eigenen Zeitschrift wurden mehrere Zielsetzungen gleichzeitig verbunden. Zum einen besaßen alle Teilnehmer der Veranstaltungen ein Informationsmittel, das ihnen helfen sollte, erworbene Kenntnisse und Anregungen zu vertiefen und weiterzuführen. Zweitens konnten alle, die nicht an diesen Veranstaltungen teilnehmen konnten, sich mittels der veröffentlichten Tagungsbeiträge ein Bild von der Arbeit dieses Kreises machen. Drittens war es den Verantwortlichen ein Anliegen, Ergebnisse der wissenschaftlichen Nachwuchsarbeit einer interessierten Leserschaft vorzustellen, nicht zuletzt den für die Siebenbürgen-Forschung in Deutschland maßgeblichen Mitgliedern des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde.

Eine weitere Überlegung bei der Gründung der »Siebenbürgischen Semesterblätter« war, daß Studenten wie Jungakademiker der fachrichtung Geschichte, Volkskunde und Literaturwissenschaft Ost- beziehungsweise Südosteuropas ein Medium an die Hand gegeben werden sollte, mit dem eine einführende Auseinandersetzung mit Aspekten der siebenbürgischen Geschichte und Landeskunde erreicht werden konnte. Durch die Hinweise auf einschlägige und weiterführende Literatur konnten die Leser mit den Fachpublikationen vertraut gemacht und zur Beteiligung an der wissenschaftlichen Diskussion angeregt werden. Mittel- und langfristig wurde und wird angestrebt, diese Mitarbeiter und Interessenten in die wissenschaftliche Betätigung innerhalb des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde einzubeziehen.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß mit diesem Periodikum zum einen Nachwuchswissenschaftlern sowie allen Interessierten die Möglichkeit geboten werden sollte, eigene Untersuchungen vorzustellen. Zweitens vermochten die Beiträge etablierter und kompetenter Wissenschaftler, die häufig einen einführenden und überblickartigen Charakter besaßen, wertvolle Hilfestellung bei der eigenen Beschäftigung mit der siebenbürgischen Landeskunde vermitteln.

So erschien in der ersten Jahreshälfte 1987 noch ganz im Sinne eines Protokollbandes der ersten Siebenbürgischen Ferienakademie von 1986/1987 die erste (und einzige) Nummer der »Siebenbürgischen Jugendseminare«. Sämtliche Vorträge anläßlich jener Veranstaltung waren darin enthalten. Der Titel dieser ersten Nummer leitete sich aus dem Begriff ab, der als Oberbegriff für die siebenbürgische Jugendbildungsarbeit gewählt wurde. Doch schon mit dem zweiten Heft 1987 wurde der Titel der Zeitschrift geändert. Von nun an lautete dieser »Siebenbürgische Semesterblätter« und so lautet er bis heute.

Mit der Änderung des Titels gingen auch weitere Änderungen hinsichtlich der inhaltlichen Gestaltung einher. So wurden nicht nur Beiträge bei eigenen Veranstaltungen aufgenommen, sondern auch in sich abgeschlossene Kapitel aus Fach-, Seminar- oder Magisterarbeiten veröffentlicht. Mit dem dritten Jahrgang 1989 wurde auch die Sparte »Quellen« eingerichtet, in der regelmäßig bislang unveröffentlichte und wissenschaftlich relevante Mitteilungen erscheinen. Weiterhin wurde die Sparte »Buchkritiken« eingeführt und rasch ausgebaut. Darin werden vornehmlich Veröffentlichungen zur Geschichte, Politik, Volkskunde, Literaturwissenschaft und Naturwissenschaft des südost- und ostmitteleuropäischen Raumes (vorzugsweise Ungarn und Rumänien) besprochen und vorgestellt, in deren Kontext auch Aspekte siebenbürgischer Geschichte und Landeskunde im weitesten Sinne verstanden werden können. Auch werden Buchveröffentlichungen berücksichtigt, die Handbuchcharakter besitzen und gerade deshalb für Studenten der erwähnten Fachrichtungen von Interesse sind. Als vierte wesentliche Weiterentwicklung ist schließlich die Sparte »Themenvorschläge« zu nennen, worin, oftmals von den Autoren der Beiträge selbst zusammengestellt, Vorschläge für wissenschaftliche Arbeiten formuliert werden, etwa Seminar-, Magister-, Diplom- oder Doktorarbeiten.

Die »Siebenbürgischen Semesterblätter« werden 1996 im zehnten Jahr erscheinen. Mittlerweile scheinen sie sich im Blätterwald der Zeitschriften mit siebenbürgischer Thematik behauptet zu haben. Nach anfänglicher Förderung durch das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (1988 und 1989) und das Südostdeutsche Kulturwerk (1990 und 1991) erscheinen die Semesterblätter seit 1992 auch in finanzieller Eigenregie, und das auf einer mittlerweile gesunden und stabilen Basis. 80 Prozent der Auflage von 250 Stück wird von Abonnenten direkt bezogen. Mehrere Nummern sind bereits vergriffen, die erste Nummer wurde 1991 neu aufgelegt. 1991 erhielten Redaktion und Arbeitsgruppe Jugend- und Studentenseminare (als Herausgeber) für die Jahrgänge 2 (1988) und 3 (1989) der Siebenbürgischen Semesterblätter den Ernst-Habermann-Preis zu gleichen Teilen mit Konrad G. Gündisch.

Dies belegt ein gewachsenes und beibehaltenes Interesse an der Zeitschrift und bestätigt im nachhinein das ursprüngliche Konzept. Zwar besitzt dieses hinsichtlich der Ausrichtung für Nachwuchswissenschaftler noch immer Gültigkeit. Doch wurden in den vergangenen Jahren oftmals Beiträge veröffentlicht, die über einführendes und einleitendes Niveau hinausreichten und auch für bereits ausgewiesene Fachleute eine bereichernde Lektüre darstellten. Dies läßt uns einen Blick werfen auf das Geleitwort zur ersten Nummer des Korrespondenzblattes des Arbeitskreises junger Siebenbürger Sachsen aus dem Jahre 1953, in dem es heißt: Das Blatt »wird nicht von einigen gemacht, damit es von anderen gelesen werden kann. Es kann nur von der Mitarbeit aller leben, die seine Herausgabe beschlossen haben und die es angeht. Es soll von der Arbeit aller leben und dadurch wieder die Arbeit beleben und anregen, indem es den Kontakt herstellt, den wir alle brauchen.« Nicht von ungefähr findet sich dieses im Geleitwort zur ersten Nummer der Siebenbürgischen Semesterblätter knapp 35 Jahre später. Nur in der Mitarbeit aller, der Verfasser wie derer, die sie angehen, liegt eine Perspektive für ein womöglich weiteres Jahrzehnt.

Die Siebenbürgischen Semesterblätter liegen derzeit in zahlreichen Universitätsbibliotheken und in universitären wie außeruniversitären Fachbibliotheken und Einrichtungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Ungarn, Rumänien und den Vereinigten Staaten aus. Dies ist nicht zuletzt das Resultat gemeinsamer Arbeit und Anstrengungen, deren einer Pfeiler auch die personelle Kontinuität in der Redaktion und in Funktionen wie Kontoverwaltung und Vertrieb darstellt. So war Harald Roth, auf den die Initiative zurückgeht, von 1987 bis 1993 verantwortlicher Redakteur, dem - in chronologischer Reihenfolge - Gustav Binder, Kerstin Schwob, Konrad G. Gündisch, Stefan Mazgareanu, Meinolf Arens und Martin Armgart mithalfen. Ab dem Jahr 1994 zeichnet Stefan Mazgareanu als verantwortlicher Redakteur, dem Doris Binder-Falcke und Gerald Volkmer zur Seite stehen. Als Herausgeber fungierte bis zum Heft 1/1992 die Arbeitsgruppe Jugend- und Studentenseminare im Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde, die sich ab der zweiten Jahreshälfte 1992 Studium Transylvanicum nennt; Harald Roth gibt nun seit 1994 die Zeitschrift im Auftrag von Studium Transylvanicum heraus. In der Kontoverwaltung leisteten und leisten Uwe Konst, Hilke Brenndörfer und Karina Kloos zuverlässige Mitarbeit. Seit Anbeginn sorgt Nils H. Mazgareanu für den Vertrieb der Zeitschrift, eine Aufgabe, bei der am deutlichsten das mit den Jahren wachsende Interesse an der Zeitschrift erkennbar und spürbar wurde. Zsolt K. Lengyel leistete schließlich in den Jahren 1987 bis 1990 wichtige Hilfe bei der computergestützten Texterfassung, Textbearbeitung und der Erstellung reproduktionsreifer Vorlagen (bei Heft 2/1987 mit Hans-Werner Schuster) und vermittelte sein reichhaltiges Wissen innerhalb der Redaktion weiter. Ihnen allen sei an dieser Stelle ein herzlicher Dank für die zuverlässige, kooperative und wertvolle Mitarbeit ausgesprochen.

Doch bei aller Freude und Genugtuung über das Erreichte muß unser Blick auch den künftigen Anstrengungen zugewandt bleiben, die notwendig sind, um die Zeitschrift in Umfang und Qualität zu erhalten und stetig voranzutreiben. So scheint die redaktionelle Besetzung für die nächste Zukunft gesichert, doch eigedenk des oben angeführten Geleitworts können auch die Semesterblätter »nur von der Mitarbeit aller leben«. Diese Mitarbeit aller zu sichern und anzuregen, junge Menschen, an Siebenbürgen Interessierte, Nachwuchswissenschaftler aller Art und Jungakademiker, deren gemeinsames Ziel die Auseinandersetzung mit der siebenbürgischen Geschichte und Landeskunde im Kontext ostmittel- und südosteuropäischer Geschichte ist, unabhängig von ihrer geographischen und sprachlichen Herkunft zusammenzuführen, das wird die künftige Aufgabe und hohe Hürde darstellen, mit der nicht nur der Erhalt und Fortbestand der Siebenbürgischen Semesterblätter verbunden sein wird.


Die »Kleine Schriftenreihe«

Nicht unerwähnt soll in diesem Zusammenhang auch die »Kleine Schriftenreihe der Siebenbürgischen Jugendseminare« bleiben. Als erstes Heft der Schriftenreihe erschien ein kompletter Nachdruck des »Siebenbürgisch-sächsischen Jugendbriefs« des Jahres 1956 bis 1966. Dieser Jugendbrief war das Mitteilungsorgan der in jenen Jahren organisierten siebenbürgisch-sächsischen Jugend und stellte aus heutiger Sicht eine Dokumentation konzeptioneller Jugendarbeit dar. Und wenn man über die Freude des Erreichten und Frustrationen über Verpaßtes, über Klagen wegen mangelnden Engagements und über Freundschaften liest, die über die gemeinsame Jugendarbeit hinausreichen, dann mag man kaum glauben, daß dies vor dreißig und vierzig Jahren geschrieben wurde, so aktuell scheinen die Inhalte nach wie vor.

Als Heft 2 erschien das in sächsischer Mundart verfaßte Bilder- und Reimebuch für Kinder »Saksesch Wält e Wirt uch Beld« von Helene Platz und Berta Stegmann als unveränderter Nachdruck der Ausgabe aus dem Jahr 1912. Diese Ausgabe stellt den bis heute unübertroffenen Verkaufshitt der »Kleinen Schriftenreihe« dar. Im Unterschied zum obigen Nachdruck wendet sich dies Büchlein an ein sehr junges Publikum, genauso wie die »Bastelbögen siebenbürgisch-sächsischer Kirchenburgen« die von Ingo Heitz bearbeitet wurden und die als viertes Heft erschienen.

Als letztes schließlich das aufwendigste Projekt dieser Schriftenreihe, das 1990 als dessen dritter Band im Verlag des Südostdeutschen Kulturwerks erschienene »Repertorium transylvanicum«. Der Untertitel, »Eine Einführung in die wissenschaftliche Literatur über Siebenbürgen« macht deutlich, worum es dem Herausgeber Harald Roth ging: Einschlägige Literatur zu den einzelnen Aspekten der siebenbürgischen Geschichte und Landeskunde von entsprechenden Fachleuten mit Annotationen zusammenstellen zu lassen. Anhand der hier angeführten Literatur kann der Benutzer dann fach- und themenbezogen weiterführende Hinweise erlangen. Darüber hinaus enthält es eine Auflistung von universitären wie außeruniversitären Einrichtungen im deutschsprachigen Raum, Ungarn und Rumänien, die für die Siebenbürgen-Forschung von Relevanz sind. Die Herausgabe des Repertoriums als Loseblatt-Ausgabe im Ringbuch ermöglicht eine Aktualisierung der Kapitel wie der Auflistungen. Für 1996 sind die ersten Nachlieferungen geplant.

Die Bände der »Kleinen Schriftenreihe«, insbesondere das »Repertorium Transylvanicum« stellen eine wichtige Orientierungshilfe bei der Beschäftigung mit Siebenbürgen dar, vermitteln Anregungen, eigene Interessen voranzutreiben und fortzuführen und dokumentieren zusammen mit den Semesterblättern nachdrücklich, welche vielschichtigen Formen siebenbürgische Nachwuchs- und Jugendarbeit in Deutschland haben kann.

Dr. Stefan Mazgareanu


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Dokument: ../st/sem_bl.htm, Autor: Dirk Beckesch, letzte Änderung am 30.01.03